Zwei Jahre ist er alt und seit Ende April geht er zur Schule: Lenny, ein Mini American Shepherd. Die Idee, ihr Haustier eines Tages mit zur Arbeit an die Gerhart-Hauptmann-Schulezu nehmen, kam Referendarin Luise Rump schon kurz nach dem Staatsexamen: „Ich hatte irgendwann mal von einer Kommilitonin gehört, dass sie ihren Hund mitnimmt. Damals fand ich das noch sehr speziell. Doch als ich dann Lennys liebes und ruhiges Wesen und seine tolle Art, mit vielen Kindernumzugehen, näher kennenlernte, kam mir die Idee: ‚Warum versuche ich nicht auch, ihn an die Schule mitzunehmen?‘“Damit ein Haushund als eine Art therapeutisches Begleittier mit in die Schule gehen darf, bedarf es einer Ausbildung, in der der Hund individuell auf seinen Einsatz vorbereitet wird. Luise Rump wandte sich an eine Hundetrainerin in Freiburg, die Lenny und sein Frauchen darauf trainierte, mit den Anforderungen zurechtzukommen, die an der Grundschule auf sie zukommen würden. Ganz wichtig: das Deckentraining – „dass der Hund auf Kommando auf seine Decke geht und dort auch bleibt!“ Anfangs konnte sich Luise Rump zwar nicht so recht vorstellen, warum gerade dieses Detail so wichtig werden könnte, aber nach Lennys erstem Schultag war sie überzeugt: „Ich dachte nur: Wow! Die Decke hatte so einen positiven Effekt. Weil er nicht zur Strafe draufgeschickt wird, sondern ihm damit signalisiert wird: ‚Du brauchst dich um das, was da gerade los ist, jetzt nicht zu kümmern.‘“
Und auch die anderen Beteiligten wurden vor Lennys erstem Einsatz auf das vorbereitet, was da auf sie alle zukommen würde. Nachdem Luise Rump von Stefanie Maier, der kommissarischen Leiterin, grünes Licht bekommen hatte – „sie war total begeistert!“ –, informierte sie die Eltern und setzte sich mit den Kindern zusammen, erzählt Luise Rump: „Ich musste erst einmal herausfinden, was sie für Vorerfahrungen mit Hunden gemacht haben, und dann auch Umgangsregeln mit dem Hund festlegen.“ Die wurden gemeinsam besprochen– nicht hinter Lenny her- und nicht vor ihm weglaufen, beim Schlafen nicht stören und einiges mehr – und anschließend folgte eine theoretische Einführung: „Ich habe Leine, Halsband und Trinknapf mitgebracht. Und ein paar Fotos in verschiedenen Alltagssituationen: Lenny als Welpe. Oder mit einem Frisbee spielend. Oder mit seiner Schwester.“ So gewannen die Kinder einen ersten Eindruck und auch die (wenigen) Kinder, die mit Respekt oder sogar ein wenig Angst auf Hunde reagieren, konnten mit Fragen und Wünschen auf Luise Rump zukommen. Das erste Mal war dank dieser Vorbereitung dann auch ein echter Erfolg: „Es war wirklich großartig!Die Kinder haben das ganz toll gemacht und fragen mich seitdem immer, wann er das nächste Mal mitkommt.“
Die positive Wirkung von Lennys Einsatz formuliert Luise Rump so: „Allein seine Anwesenheit sorgt für eine andere Atmosphäre, positiv und motiviert. Und für viele Kinder ist Lenny ein Türöffner, weil sie sich anders trauen oder eine andere Motivation haben. Geanu das ist auch der Sinn des Ganzen: Vielleicht fällt es leichter, dem Hund etwas zu erzählen als der ganzen Klasse.“ Lenny schenkt den Kindern vorurteilsfreie und freudige Aufmerksamkeit, die Streicheleinheiten tun beiden Seiten gut. Für Luise Rump ist das Lenny-Experiment schon jetzt ein großer Erfolg. Und sie freut sich auf viele Schultage mit ihrem vierbeinigen Co-Trainer: „Ich habe fest vor, dass er bis zum Ende meines Referendariats im Juli 2024 als Schulhund dabei ist.“ Die Kinder wird’s ebenfalls freuen!